Teamchef Florian Monreal im Interview

Teamchef Florian Monreal bilanziert im Interview mit radsport-news.com die vergangene Saison und äußert sich zu den Neuverpflichtungen und der Perspektive des Teams.

Wie sind Sie sportlich und finanziell durch das Corona-Jahr gekommen?

Monreal: Natürlich war es für uns auch schwierig, als der Lockdown gekommen ist. Das Team war in seiner siebten Saison, dem verflixten siebten Jahr, wie man so schön sagt. Wir sind aber insgesamt mit einem blauen Auge durch die Saison gekommen. Unsere wichtigsten Sponsoren bleiben beim Team und wir können deshalb auch wieder voll angreifen.

Was waren Ihre Highlights der Saison 2020?
Monreal: Wir hatten einen super gelungenen Start auf Rhodos mit unserer Neuverpflichtung  Chistian Koch, der Zweiter in der Gesamtwertung und auch auf zwei Etappen Zweiter wurde. Dazu wurde Joshua Huppertz dort beim Eintagesrennen Dritter. Besser konnte man nicht in die Saison starten. Auch der zweite Teil unserer Mannschaft konnte zum Auftakt in den Niederlanden überzeugen, wo wir durch Mario Spengler, einem weiteren Neuzugang, eine Top-Ten-Platzierung erzielen konnten. Danach konnten wir durch den Lockdown keine Rennen mehr fahren, sind im Sommer aber direkt mit der Czech Cycling Tour wieder gestartet, einer 2.1-Rundfahrt, die für uns ein weiteres Highlight war. Auch die Bundesliga-Rennen mit dem Gesamtsieg von Christian Koch, den er in Ilsfeld perfekt gemacht hat, nahmen einen besonderen Stellenwert ein.

Welche personellen Veränderungen haben Sie für die Saison 2021 vorgenommen?
Monreal: Wir haben durchgemischt. Wir haben nur noch acht Fahrer von 2020 behalten, dazu kommen vier neue Fahrer, entsprechend verkleinert sich der Kader. Wir werden von unserem zweigleisigen Programm auf ein eingleisiges wechseln, weil wir einen superstarken Kader haben wollten. Und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass uns das gelungen ist. Wir wollen in Zukunft mit unserem Programm auch international den Development-Teams Paroli bieten. Dazu bieten wir unseren Fahrern infrastrukturell noch mal mehr, damit sie alle über drei Räder verfügen und nicht mehr mit dem Rad anreisen müssen. Sich einfach in den Zug zu setzen und kein Rad mitzunehmen, das reduziert die Reisestrapazen für die Fahrer ungemein. Da wollten wir uns noch mal weiterentwickeln. Ich denke, außerhalb der Development-Teams ist das schon ein Novum, dass jeder Fahrer drei Straßenräder hat.

Was erhoffen Sie sich von den Neuzugängen?
Monreal: Luca Dreßler und Klaus Betzinger kommen vom Team Autohaus Eder, sind beides Nationalfahrer. Moritz Czasa vom LV Baden ist uns schon vor seinem dritten Platz im DM-Einzelzeitfahren der Junioren aufgefallen. Andreas Stauff (Sportlicher Leiter) war damals vor Ort und hat ihn schon vor dem Rennen gesehen und meinte, wie der auf dem Rad sitzt, wird der was. Und so war es dann auch. Dazu komm Pierre-Pascal Keup von LKT. Ich denke, mit den jungen Neuzugängen haben wir auch gute Chancen, um das Nachwuchstrikot in der Rad-Bundesliga zu fahren. Ich bin schon gespannt, welch tolles Ergebnis der eine oder andere unserer Neuzugänge wird einfahren können. Aber von ihren jetzigen Werten sind wir schon sehr angetan.

Welcher Abgang schmerzt das Team meisten?
Monreal: Wir verlieren einige Leute, die ihr Rad an den Nagel gehängt haben. Mit Tobias Knaup, der seit 2015 für uns fuhr, wird einer der dienstältesten Fahrer aufhören. Da verlässt einer das Team, den man gut kennt. Auch mit Robert Kessler haben wir drei Jahre lang viel Spaß gehabt, und auch Luca Henn, der fünf Jahre bei uns war, zählt dazu. Mit den Jungs haben wir gerne zusammengearbeitet. Aber vielleicht sieht man den einen oder anderen der Jungs in einer anderen Funktion im Team mal wieder.

Welche Fahrer sollen künftig für die Ergebnisse zuständig sein?
Monreal: Ich denke, wir haben einen sehr starken Kader. Wir haben auch in der Trainerstruktur noch mal einiges verändert. Unsere Hauptleistungsträger sind nach wie vor Joshua Huppertz und und Christian Koch, die schon alte Hasen sind und den Jungen den Druck wegnehmen sollen. Aber auch von einem Alexander Tarlton, der auf einem sehr guten Weg ist, erhoffen wir uns bei den Bergrennen einiges. Insgesamt haben wir aber einen breit aufgestellten Kader, in dem jeder mal zum Zug kommen kann.

Auch die Saison 2021 könnte ja noch unter der Pandemie leiden. Kann Ihr Team angesichts der Erfahrungen, die es gemacht hat, dann besser mit der Situation umgehen?
Monreal: Ich denke, dass wir Ende März/ Anfang April mit Rennen beginnen können. Wir haben die ersten Rennzusagen bekommen und haben ein super Frühjahrsprogramm. Im Kontinental-Bereich wird sich wohl alles einen Monat nach hinten verschieben. Wir schauen aber dennoch positiv in die Zukunft, die kleine Verschiebung finde ich nicht allzu schlimm. Ich bin optimistisch und hoffe, dass dann alles normal verlaufen wird, so dass man auf nichts aus dem Vorjahr wird zurückgreifen müssen.

Wie lauten die sportlichen Ziele für 2021?
Monreal: Wir wollen wieder in der Bundesliga siegreich sein, dann die Teilnahme bei der Deutschland Tour, die für uns als Team und auch für die Sponsoren sehr wichtig ist. Aber wir wollen auch 1.2-Rennen gewinnen. Vielleicht gelingt es uns ja auch, eine Rundfahrt zu gewinnen. Und bei den deutschen Profirennen wäre eine Top-5-Platz-Platzierung genial.

Wann und wo werden Sie die Saison beginnen?
Monreal: Wenn alles wie gewohnt läuft, werden wir im März beim Dorpenomloop Rucphen starten, vielleicht auch schon eine Woche vorher beim Ster van Zwolle. Rhodos hat sich um einen Monat verschoben, die sind in den April gegangen. Außerdem haben wir noch die Olympia's Tour auf dem Plan und die Youngster Classics.


Das Aufgebot von des Teams Lotto - Kern Haus 2021 im Detail:
Klaus Betzinger, Leon Brescher, Moritz Czasa, Luca Dreßler, Kim Heiduk, Jan Hugger, Joshua Huppertz, Pierre-Pascal Keup, Christian Koch, Jan Kuhn, Mario Spengler, Alexander Tarlton