Kesslers Rhodos-Tagebuch

Robert Kessler berichtet, wie schon bei der Tour de la Provence, vom Aufenthalt auf Rhodos beim Rhodes GP und der Tour of Rhodes.


09.03.2018 - Tour of Rhodes - Etappe 1

Die Rundfahrt begann heute mit einer Etappe über 148km und einem längeren Berg. Das Rennen begann sehr zügig und wurde von Attacken geprägt. So dauerte es eine weile bis letztendlich eine Gruppe fahren gelassen wurde. Da hielt sich Joshi wieder hervorragend an die Ansagen und schonte sich nicht für den Zielsprint. Das war aber auch nicht schlimm, denn die Gruppe war stark besetzt, die drei uns wichtigen Teams waren dabei, sogar zwei Mann von Bardiani. Ursprünglich war auch Jonas vorne, wurde aber leider durch einen Defekt wieder ins Feld zurückgeworfen.

Danach ist die Rennsituation schwer zu beschreiben, keine Mannschaft wollte Nachführarbeit leisten. Dadurch kam es am Berg immer wieder zu vereinzelten Attacken. Diese brachten aber keinen von uns in Bedrängnis. Als dann doch mal kurz die Post so richtig abging, bin ich in einen Vorhof katapultiert worden und machte eine kurze Pause, konnte aber ohne Probleme den Anschluss wiederherstellen, als sich das Feld beruhigte.

Joshi sicherte sich währenddessen die Bergprämie. Nach der Abfahrt war ein bisschen Windkante, aber wir sind kompakt gefahren und kein Team hat wirklich probiert das Feld auseinanderzureißen. Nun führte bis zur Zielrunde ein Fahrer von Akros nach und das mit einem ordentlichen Streifen.

In der Gruppe waren sie sich derweil nicht mehr so einig, da die Fahrer von Sauerland und Dauner nicht mehr mitführen wollten. Darum attackierten die Italiener und selektierten auf 4 Mann. Im Feld wurde es jetzt hektisch und Polartec begann das Loch zuzufahren. Am Ende wurde es ein knappes Ding, aber die Ausreißer retteten sich mit 11s ins Ziel. Joshi musste sich dabei nur Mirco Maestri von Bardiani geschlagen geben.

Wir hatten im Feld leider nicht so viel Glück. Jonas stürzte 6km (hat sich aber nichts Schlimmeres getan) vor Ziel. Florian Nowakopolus und ich waren blöderweise dahinter und mussten erst wieder zum Feld aufschließen. Er hat mich noch nach vorne gebracht, aber ich konnte mich nicht gut positionieren und musste zu viele Körner lassen. Dem entsprechend habe ich nicht entscheidend im Feldsprint eingegriffen.

Heute hat Joshua definitiv eine beeindruckende Show abgeliefert auch wenn es mit dem ersten Saisonsieg immer noch nicht klappen wollte! Morgen geht es in die Berge. Darauf freue ich mich ja immer am meisten, aber mein Schnurbart kribbelt, dass kann für uns eigentlich nur gutes heißen.

See You

Robert W. Kessler


10.03.2018 - Tour of Rhodes - Etappe 2

Wie angekündigt ging es heute in die Berge. Ich sollte in die Gruppe gehen um gegebenenfalls am Berg als Relaisstation zu dienen. Da habe ich mich auch nicht lumpen lassen und den ersten Gruppenpunkt der Saison gesammelt. Zu viert haben wir dann die ersten 50km und den ersten Anstieg absolviert.

Am zweiten und längsten Berg schlossen dann noch ein Finne und zwei Griechen auf. Danach ging es nur noch über welliges bis bergiges Terrain und wir konnten den Vorsprung erstaunlicherweise bei 2-2,5min halten. Währenddessen blieb die erwartete große Selektion im Feld aus, sodass meine eigentliche Aufgabe nichtig wurde.

Im Peloton führte nun Bardiani nach, Joshi, Luca, Nowakopolus und Tobi waren noch mit von der Partie und sparten noch ein paar Körner um die die Bergankunft zu rasieren. Zuvor zeigte sich das Team stark und mannschaftlich, hatte aber auch ein wenig Pech mit Platten. Dorian und Tobi stellten aber netter weise ihre Laufräder für Nowakopolus und Joshi zur Verfügung. Zum Finale hin wurde das Tempo im Feld deutlich erhöht und bei rund 6km to go wurden wir gestellt. Derweil haben sich die andern vorne positioniert und Tobi hielt sie aus dem Wind. Kurz habe ich mich noch einmal davor gespannt, musste dann aber dem langem Tag Tribut zollen.

Nun ging es richtig zur Sache nach einer kurzen Abfahrt ging es scharf links in den 1,6km langen Schlussanstieg mit bis zu ca. 15% Steigung. Die Boys sind ganz vorne reingefahren, nach leichtem verzögern wurde im steilsten Stück 800m Vorziel attackiert. Fünf Mann haben sich dabei gelöst, Joshi war dabei und spurtete anschließend auf einen überragenden zweiten Platz. So übernimmt er heute mit 9s Vorsprung die Gesamtführung, die wir morgen natürlich verteidigen möchten!

Nowakopolus und Luca sind ebenfalls sehr gut auf Platz 10. und 11. ins Ziel gekommen. Ich denke man kann sagen, mein Schnauzer hat mich nicht getäuscht und wir können morgen selbstbewusst in die letzte Etappe starten, die Italiener werden es uns aber sicherlich nicht leicht machen.
Offen bleibt nur die Frage wie es dem im Wasserloch komplett abgetauchten Rollerfahrer geht, er soll uns bitte ein Lebenszeichen senden.

Sonnige Grüße aus Rhodos

Robert W. Kessler


11.03.2018 - Tour of Rhodes - Etappe 3

Man siegt zusammen und man verliert zusammen. Heute haben wir leider trotz super Teamleistung verloren. Vor dem Start war die Anspannung natürlich groß, doch wir waren hoch motiviert. Erstes Ziel war es möglichst schnell eine Ausreißergruppe fahren zu lassen, zweites auf die erste Sprintwertung für Bonussekunden zufahren.

Nachdem ich es halbwegs hinbekommen habe den Sprint anzufahren, kam ich an den ersten Wellen direkt in Bedrängnis, die anderen hatten aber alles im Griff. Dann führten Dorian und Jonas mit Unterstützung unserer österreichischen Freunde nach und hielten die entstandene Fluchtgruppe auf 2min Vorsprung.

Bei Kilometer 65km begann dann der Berg, der uns die Führung kosten sollte. Wie angekündigt machte Bardiani von Anfang an Druck und attackierte mit voller Mannschaftsstärke. Dort mussten Dorian, Jonas und ich leider schon das zeitliche segnen und das Rennen in den versprengten Gruppen beenden.

Vorne wurde jedoch weiter randaliert. Luca, Nowakopolus, Knaupofillou und Joshi konnten anfangs noch mit gehen und die Angriffe absichern, mussten dann aber hintenraus den immer wieder wechselnden sehr steilen und flachen stücken nachgeben. Um Joshi versammelt gingen die vier mit einer knappen Minute in die Abfahrt hinter der 20 Mann starken Spitze. Diese bestand leider zum Großteil aus Bardiani- und Uno X-Fahrern, die in den letzten 45km flach nichts mehr anbrennen ließen, sodass die Jungs das Loch nicht mehr schließen konnten.

Die Enttäuschung war im ersten Moment natürlich riesig, wir und vor allem Joshi haben alles gegeben. Von der anderen Seite betrachtet muss man sagen, dass es keine Schande ist und wir hier eine super Vorstellung abgeliefert haben. Mit drei Podestplätzen und zwei getragenen Trikots kann man zufrieden auf eine erfolgreiche Zeit in Rhodos zurückblicken und lässt uns positiv den kommenden Rennen entgegenfiebern.

Kessler Out

 


04.03.2018 - International Rhodes Grand Prix

Nach unserem Saisondebüt in Frankreich sind wir nun dem mitteleuropäischen Winterklima entflohen und sind am Sonntag in Griechenland an den Start gegangen. Hier wollten wir uns nun natürlich mehr in den Vordergrund rücken, als in der Provence und sind solange mit gesprungen bis wir mit der Fluchtgruppe zufrieden waren, auch wenn wir nicht in dieser vertreten waren.

CSF-Bardiani sorgte nun für die Nachführarbeit und wir haben uns geschlossen dahinter positioniert. Nach ungefähr 90km ist die Spitzengruppe auseinandergefallen. Bei 108km begann dann der Berg des Tages, der sich stufenartig über 20km hinzog. Die Italiener schlugen ein sehr moderates Tempo an, so dass sogar ich easy mitfahren konnte. Schließlich war es dann Florian NOWAKopolus, der es nicht mehr aushielt und am Berg attackierte, in der Hoffnung das Rennen wieder in Schwung zu bringen. Aber keiner wollte, vermutlich dem sicheren Sprintfinale zur Folge, mit gehen. Da er dann am Fuß des Berges eine Minute rausgefahren hatte, zog er seinen Streifen durch und kam sogar bis ca. 10km.

Währenddessen wurde es im Feld schon früh nervös, sodass wir schon 20km vor Ziel mit dem Positionfahren angefangen haben. Wir sind den Sprint für Joshi angefahren und das definitiv sehr gut,. Jeder hat seinen Job gemacht. Dorian und Tobi sind die längste Zeit von vorne gefahren bis ca. 5km vor Ziel, dann hat Luca übernommen. Der hat die kleine Welle 2km vor dem Ziel mit uns am Hinterrad volley genommen, sodass keiner von den andren Teams gezuckt hat! Ab der Flame Rouge hat Jonas uns an der Küste lang chauffiert, bis Bardiani von links kam und ich in den Wind musste. Am Ende habe ich Joshi dann an Position zwei an der Zielkurve 250m vor Ziel abgesetzt und er konnte auf einen sehr zufriedenstellenden 3. Platz sprinten, auch wenn man natürlich lieber gewinnen würde.

Die Team Leistung war top und die Form hat auch soweit gestimmt, also freuen wir uns schon auf die Rundfahrt, die am kommenden Freitag startet!

Beste, wenn auch nicht super sonnige, aber warme Grüße aus Rhodos

Robert W. Kessler