Florian Monreal im Interview

Teamchef Florian Monreal bilanziert im Interview mit radsport-news.com die Saison 2018 und gibt einen Ausblick auf 2019.

Herr Monreal, wie fällt Ihre Saisonbilanz für 2018 aus?

Monreal: Wir haben uns auch in diesem Jahr weiterentwickelt! Wir waren bei der Deutschland Tour dabei und konnten uns hier hervorragend präsentieren, außerdem haben wir eine Wildcard zur TTT-WM (Teamzeitfahren) in Innsbruck erhalten. Dies waren Highlights, die für die komplette Mannschaft einfach herausragend waren und sie haben jeden einzelnen ein Stück weiter nach vorn gebracht in seiner Entwicklung. Wir haben zum dritten Mal in Folge die Bundesliga-Mannschaftswertung gewonnen, waren in der Einzelwertung Zweiter und Vierter durch Jonas Rutsch und Joshua Huppertz. Wir sind nicht mit der Erwartung in die Saison gegangen die Bundesliga wieder auf den ersten vier Plätzen der Einzelwertung abzuschließen.Wir sind also sehr zufrieden.

Was waren Ihre Highlights des Jahres?

Monreal: Für mich persönlich stand die D-Tour über allem, weil sie in meiner Heimat Koblenz vor unserem Hauptsponsor Lotto Rheinland-Pfalz GmbH gestartet wurde. Es waren unglaublich viele Menschen während der vier Tage an der Strecke und dazu auch etliche Freunde und Bekannte von mir und dem Team, das waren fantastische fünf Tage inklusive Teampräsentation. Aber die WM im Teamzeitfahren war nicht weit weg von der D-Tour, es war für mich auch die erste WM, an der ich teilgenommen habe. Das waren Erfahrungen und Eindrücke für die gesamte Mannschaft, die uns keiner mehr nehmen kann.

Mit Jonas Rutsch und Joshua Huppertz konnten die Leistungsträger gehalten werden. Wie wichtig sind die beiden für das Team?

Monreal: Jonas und Joshua sind zwei exzellente Rennfahrer, wir hätten nicht gedacht, dass Jonas schon in diesem Jahr so einen Sprung macht. Wir waren von ihm als Rennfahrer überzeugt und wir wussten, dass er einen enormen Willen und einen großen Motor hat. Er hat uns alle etwas überrascht, aber solche Überraschungen hat man doch sehr gerne. Joshua ist einfach ein riesieger Kämpfer und wie er sich von 2014 bis 2018 weiterentwickelt hat, macht mich wirklich sehr stolz. Joshua ist ein Charakterkopf. Wie er dieses Jahr das Arno Wallaard Memorial gewonnen hat, war einfach nur der Hammer. Er war den ganzen Tag nur in der Attacke.

Mit Daniel Westmattelmann und Fabian Schormair stehen bereits zwei Abgänge fest. Wer wird das Team noch verlassen und wie werden Sie die Abgänge kompensieren?

Monreal: Wir werden vier Neuzugänge im Kader haben, allesamt werden ihr erstes Jahr in der U23 absolvieren. Wir konnten mit Kim Heiduk einen Nationalfahrer verpflichten, der auch bei der Junioren Straßen-WM in Innsbruck mit dabei war. Des Weiteren werden uns drei rheinland-pfälzische Junioren  aus dem Team Wipotec verstärken: Jan Kuhn, Lukas Märkl und Frederik Raßmann. Wir wollen zeigen, dass wir aus Rheinland-Pfalz kommen und dem Nachwuchs aus unserem Bundesland nach der Juniorenzeit eine neue Heimat anbieten.

Wird Westmattelmann mit seinen Zeitfahrfähigkeiten dem Team noch in irgend einer Form erhalten bleiben?

Monreal: Daniel war ein treuer Weggefährte, wir sind gemeinsam 2010 zum damaligen Kuota-Indeland Team von Markus Ganser gewechselt. Dort sind wir beide bis 2013 gefahren und er ist dann danach mit mir zu meinem Team Kuota-Lotto gewechselt. Daniel wird uns mit seiner Konstanz fehlen, er war ein sehr treuer Helfer und wenn es zum Zeitfahren ging, hat er immer einen raus gehauen wie etwa mit seinem Sieg in Frankreich beim Chrono Champenois. Erl wird uns weiter im Team als Zeitfahrspezialist zur Verfügung stehen, er wird uns bei Aerodynamiktest gemeinsam mit dem TWZK (Leistungsdiagnostik, d. Red.) aus Koblenz bestens beraten.

Wird sich die Sportliche Leitung verändern?

Monreal: Wir bekommen im Back-Up Verstärkung mit Torsten Schmidt (bisher Sportlicher Leiter bei Katusha-Alpecin, d. Red), er wird uns in gewissen Punkten unterstützen und hat einen engen Draht zu uns.

Welche Ziele hat das Team?

Monreal: Wir möchten uns ganz klar wieder für die Deutschland Tour qualifizieren und uns dort wieder sehr gut präsentieren. Die Bundesliga bleibt weiter im Fokus. Wir konnten dort in den letzten Jahren immer schöne Erfolge feiern und diese möchten wir gerne auch wieder einfahren, erst recht weil die Bundesliga dieses Jahr auch eine Qualifikationsmöglichkeit für die die Deutschland Tour war.

Wird sich am Rennkalender etwas ändern? Wo werden das Team in die Saison einsteigen?

Monreal: Wir haben einen sehr guten Rennkalender, an kleinen Ecken wird er sich immer etwas verändern, aber die Hauptbestandteile bleiben bestehen. Wir hoffen wieder auf einen frühen Saisonstart bei der Tour de Provence, aber auf Rhodos sind wir definitiv wieder mit von der Partie.

Aktuell fehlt Deutschland das ProKontinental-Team. Wann wird Lotto-Kern Haus bereit für diesen Schritt sein?

Monreal: Für diesen Schritt sind wir erst bereit, wenn unsere aktuellen  oder neue Partner einen ordentlichen Geldbetrag freimachen können und wollen. Wenn wir das angehen, dann wollen wir ein langfristiges Projekt daraus machen und mindestens eine Sicherheit von drei bis vier Jahren haben. Für diesen Schritt haben wir aktuell die Pläne in der Schublade und nach der Deutschland Tour war das Medieninteresse sehr groß und wir hoffen diesen Flow auch jetzt noch mit in solche Gespräche nehmen zu können. Aber Deutschland ist reif für ein ProKontinental-Team, da wir viele Jungs haben, die leider bei ausländischen Teams nicht unterkommen. Wenn sich die Chance für uns ergeben sollte, dann werde ich die auch nutzen.